Risiko Milch by Hamilton Alissa

Risiko Milch by Hamilton Alissa

Autor:Hamilton, Alissa
Die sprache: deu, deu
Format: epub
Herausgeber: Riemann Verlag
veröffentlicht: 2015-08-24T06:07:23+00:00


WACHSTUMSZIELE

Obwohl der Krieg lang vorüber ist, ist die während seines Verlaufs geschürte Nachfrage nach Flüssigmilch zur Weiterverarbeitung zu Käse und Milchpulver heute größer denn je. »Männer ohne Milch« war einmal. So viele Länder treten inzwischen als Käufer auf, dass die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) im Jahr 2000 den Weltschulmilchtag ausgerufen hat. Falls es Sie interessiert: Er ist immer am letzten Mittwoch des Monats September.18 An den Aktionen und Veranstaltungen nehmen mittlerweile über siebzig Länder teil. Der Zweck des Wahnsinns liegt in der Verbreitung der Botschaft, dass Schulmilchprogramme »die Gesundheit fördern, die Leistung steigern und den sozialen Zusammenhalt stärken«.19 Auf welchem der drei Punkte der Schwerpunkt liegt, hängt vom jeweiligen Land ab. In asiatischen Ländern wird eher der gesundheitliche Nutzen der Milchvergabe in der Schule betont. In China sagen die Behörden und Mogule der Milchwirtschaft, dass Milch Kinder stark macht. Aus der Sicht Vietnams ist dies nicht alles, was die Milch für China bewirkt hat. 2013 verkündete der stellvertretende Direktor des vietnamesischen Ministeriums für Arbeit, Invaliden und Sozialordnung, er habe dem Premierminister eine Initiative vorgelegt, die zwei Millionen Kindern in Kindergärten und Grundschulen mit jeweils mindestens 200 Milliliter Milch täglich versorgt. Vietnamesische Kinder blieben hinter den weltweiten Normmaßen für die Körpergröße zurück. Er wollte das Steuer herumreißen und es machen wie in China. Dort nämlich waren vietnamesische Regierungsvertreter auf ein ähnliches Fünfjahresprogramm gestoßen, und die Durchschnittsgröße der Kinder war um zwei Zentimeter gestiegen.20

Auch Thailand verfolgt den Plan, seine Bürger mit Milch größer zu machen. Nach Aussage des Gesundheitsministers neigen thailändische Jugendliche zu relativ kleinem Wuchs, weil sie nicht so viel Milch trinken wie der Rest der Welt. Im Juni 2013 bekundete Thailands stellvertretender Gesundheitsminister die Absicht seiner Regierung, die Thais zum Trinken von wenigstens einem Glas Milch täglich zu bewegen. Das anvisierte Ziel: Die Durchschnittsgröße thailändischer Achtjähriger um acht Zentimeter zu erhöhen. Es herrschte die übereinstimmende Meinung, dass es angesichts einer Vielzahl abschreckender Faktoren schwierig sein würde, dieses Ziel zu erreichen: Unter Thais ist Laktoseintoleranz weit verbreitet. Milch, deren Bezeichnung in der Sprache der Thais auch »Brust« bedeutet, wird als Getränk für Weichlinge wahrgenommen. Zudem stehen die Schulmilchprogramme des Landes in dem Ruf, Kindern verdünnte oder verdorbene Milch anzudienen. Von solchen Widrigkeiten lassen sich Funktionäre wie Mairi Uotila von der FAO-Niederlassung Bangkok ihren Enthusiasmus nicht nehmen. »Die Leute hier sehen, wie große Europäer und Amerikaner viel Milch trinken. Ich denke, sie wollen wie alle Eltern größere Kinder mit stärkeren Knochen.«21

Kommentare wie diese und die Milchkampagnen, in deren Zusammenhang sie geäußert werden, sind in mehr als einer Hinsicht beunruhigend. Erstens offenbart sich in ihnen die Bereitschaft von Behörden, sich an landesweiten Experimenten zu beteiligen, in denen man die Gesundheit von Menschen aufs Spiel setzt, die aufgrund ihrer Veranlagung die in Kuhmilch enthaltenen Nährstoffe nicht verdauen können. Zweitens machen sie deutlich, dass das in Publikationen wie »Männer ohne Milch« zum Ausdruck kommende rassistische Denken bei den Diskriminierten einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.

An einem Abend im Sommer 2014 stieß ich auf Folgendes. Ein »besorgter Taiwanese« hatte im Radio gehört, wie Dr. Zorba Paster



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